Sonntag, 26. September, Madrid-Avila

 

Bei der Rooftop - Bar gestern ist es nicht geblieben. Ich war so aufgedreht, dass ich noch mal raus gegangen bin. In meinem Viertel gab es viele, brechend volle Pubs und Straßencafés, wo ich  mir ein 2. Bier spendierte.    




Aber es gab hier nicht nur Kneipen, sondern es war auch ein klassisches Rotlicht-Viertel. Die Frauen lehnten an der Wand und die Luden quatschten jeden (natürlich mich auch) an. Herrlich!!

Das „Generator“ war ein Hostel mit verschiedenen Dorms. Ich hatte mir ein 4er ausgesucht mit eigenem Bad und Klo. Das Hostel war, obwohl in einem alten Gebäude, sehr neu und alles war sehr gepflegt. Na ja, für 36€ für eine Bunk kann man was erwarten. In meinem Zimmer waren nur 3 Betten belegt, und als ich kam, schlief einer der Kumpels schon. 

Heute früh schellte dann (leider sehr laut) um 7:00 mein Wecker. Ich habe mich dann leise fertig gemacht und im Café des Hostels einen Kaffee getrunken. Dazu eines der Brote, die ich mir für den Flug mitgenommen hatte.

Den Weg zum Principe Pio, dem Bahnhof, wollte ich laufen. 20 Minuten durch das morgendliche Madrid war eine gute Option. Die gestern so belebten Straßen waren nun menschenleer und wirkten eher wie Häuserschluchten. Aber das verschlafene Madrid hatte auch was Positives. Vor allem die kleinen Straßen waren sehr friedlich; kaum jemand war unterwegs. Hier ein Straßenkehrer, dort ein schlafender Berber. Aber mein Weg endete jäh! Google Maps sagte: geradeaus! aber die riesige Baustelle vor mir sagte: No!












Ich versuchte, die Gegend zu umgehen, aber es war ein halber Stadtteil, der hier eingezäunt war. 

Aber ich entdeckte nach einiger Zeit eine Behelfsstraße (nur für Autos) die in die richtige Richtung führte und was die Schilder „no paseo!“ bedeuteten, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. 

So erreichte ich dann den Bahnhof und gönnte mir gegenüber der Station auf einer Terrasse noch einen Kaffee!

Von außen sah die Station für einen Hauptstadtbahnhof klein aus, innen aber war er riesig. Erst bin ich in dem Teil, wo nur U-Bahnen fuhren, herumgeirrt, aber dann habe ich den richtigen Teil gefunden. Hier dirigierten mich sehr freundliche Bahnarbeiter in den bereits wartenden Zug. Es waren moderne, saubere Waggons mit großzügiger Beinfreiheit. 

Die Fahrt selber ist sehr ruhig. Es sind nur wenig Leute im Zug und wir durchqueren eine hügelige / bergige Gegend. Kleine Dörfer huschen vorbei, Rinder auf der Weide, viel Gestrüpp und niedriger Baumbestand. Der Himmel ist blau und wolkenlos und verspricht einen schönen Tag. Noch sind es aber 12 Grad!

90 Minuten später erreichten wir Avila. 


Vom Bahnhof aus läuft man erst durch den modernen Teil von Avila, der aber auch ganz nett zu sein scheint. 

Alles sieht schon ganz freundlich aus, aber ganz unvermittelt steht man vor der mächtigen Stadtmauer. Direkt daneben die riesige Kathedrale. Ich passiere das Tor und gehe durch kleine Gassen und Straßen und finde schließlich meine Herberge. Mein Zimmer ist leider noch nicht frei, aber ich kann zumindest mein Gepäck abgeben und der Rezeptionist verspricht, dass das Zimmer in einer Stunde fertig ist. Nun erkundige ich die Gegend und gehe weiter durch die engen Gassen über Kopfsteinpflaster, bergauf und bergab: eine schöne Stadt. Dann erreiche ich die hintere Seite der Stadtmauer und hier sehe ich wie gewaltig dieses Bollwerk ist. 










Viele Türme reihen sich aneinander, nur ab und zu durch Tore durchbrochen. Ich gehe durch eines der Tore und entdecke die kleine Kapelle Mosen Rubi de Bracamonte. Das ist ein imposantes Gebäude mit hohen Gewölbedecken und mit einem sehr schönen Lichteinfall. Die Kapelle ist nicht groß, hat aber trotzdem etwas großartiges.

Nach einer Stunde gehe ich in die Herberge, aber das Zimmer ist nicht fertig. Also verziehe ich mich in ein Café und es gibt Kaffee und 2 Fartons (wasimmerdasist).












Dann gehe ich zu der Mauer und Chappeau: ich muss nur 3,50 bezahlen, weil ich schon über 65 bis. Ich Glückspilz! 


Man muss eine sehr steile Treppe hochsteigen, deren Stufen einerseits sehr hoch sind, aber auch sehr unterschiedlich. Man muss sich entscheiden: nach unten schauen und nicht stolpern, dafür aber an dem niedrigen Torbogen oben den Kopf stoßen oder anders herum. Ich habe mich für ersteres entschieden und habe jetzt eine nette Beule. Dazu spielte von unten recht laut dramatische spanische Musik! 

Obwohl ich gute Vorsätze hatte, was die Fotografiererei betrifft: ich habe versagt. Ich habe zig Fotos von diesem einmaligen Bauwerk gemacht. Jede beeindruckende Aussicht (alle sind beeindruckend), jeder phantastisch aussehende Turm (alle sehen toll aus) und so weiter. Die Mauer besteht aus 2 Teilen. Der ersten Teil war vielleicht 300m lang und man brauchte einige Zeit, bis man alle Türme erklommen hatte. Der 2. Teil (dazwischen ist die Kathedrale) aber ist mehrere km lang. Und hat unzählige Türme. Na ja, das stimmt nicht ganz. Es sind nur 88. aber wenn man auf 40 davon gewesen ist, reicht das auch. 

Ich musste tatsächlich an die chinesische Mauer denken, aber die ist natürlich breiter, höher und viel länger. Also eher: chinesische Mauer für Arme. Aber einen Besuch wert. Zwischen den beiden Mauerabschnitten bin ich kreuz und quer durch die sich immer mehr mit Tagestouristen füllende Altstadt gelaufen. Bei gemessenen 22 und gefühlten 28 Grad in der Sonne war die Stimmung einfach genial. 












Avila ist eine tolle Stadt.

Aber jetzt habe ich 22 km auf meinem Schrittzähler und nach der kurzen Nacht gestern bin ich ziemlich erschlagen. Gleich noch was essen gehen, und dann werde ich früh im Bett sein.

Es war ein toller Tag!



Kommentare

  1. Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel,prächtige Mauern und exquisite Kapellen, die Landschaft ist immer auf dem Weg.

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