Dienstag. 28.September Salamanca-Valladolid
Gestern Abend habe ich doch noch was gegessen. Es war zwar das gleiche Bild wie in Avila und ich war schon kurz davor, es in einem der einzigen beiden einigermaßen besuchten Restaurants zu probieren (Burger King und Telepizza), aber dann fand ich eine Terrasse, die ziemlich voll war, und wo auch 3-4 Tische was gegessen haben. Es gab „Platos Combinados“
Ich bin aber auch erst um 21h losgegangen. Aber egal: gesund war das nicht, aber ok.
Salamanca wurde schon 200 v. Chr. Von Hannibal besucht, entwickelte sich schnell zum wichtigen Handelszentrum in der Region, wurde erst von den Mauren erobert, dann aber später auch wieder christlich. Die Stadt hat 150.000 Einwohner und beherbergt eine berühmte Universität. Das reich mit Ornamenten übersäte Portal der Uni zeigt unter anderem einen Frosch auf einem Totenschädel. Es heißt, dass ein Student des 1. Semesters, der den Frosch ohne Hilfe findet, später alle Prüfungen bestehen wird. Da hätte ich studieren sollen….
Mein Hotel ist direkt am Plaza Major vielleicht so 150 m davon entfernt. Der Plaza Major ist so ein Wowplatz. Wenn man ihn betritt, sagt man unwillkürlich „wow“. Der Platz ist riesig groß und quadratisch; überall an den Rändern sind Cafés aufgebaut und unglaublich viele Leute sitzen da oder laufen umher. Es gibt verschiedene große Tore zu dem Platz und rundherum sind Bilder oder Büsten von berühmten Spaniern (ca. 70) aufgehängt.
An einer Seite ist eine Art Portal mit Glocken und einer Uhr. Rundherum sind Balkone und alles zeugt von einer unglaublichen Pracht. Im obersten Stockwerk kann man überall so etwas wie Kanonen (etwa 80 Stück) sehen. Ich hoffe aber, dass es nicht ernst gemeint ist. An einer Seite ist über dem Torzugang das Bildnis eines Königs (mit Krone) zu sehen.
Diese riesige Platz zieht einen in seinen Bann und schüchtert einen auch ein wenig ein. Das aber wird wahrscheinlich auch die Motivation der Architekten gewesen sein. Diese großen Plätze sind, glaube ich, typisch für die spanische Kultur. In Südamerika gibt es in jeder Stadt einen Plaza Armas. Diese Plätze sehen ähnlich aus, sind aber nicht so groß.
Der neue Tag fing gut an.
Ich habe gut geschlafen gemütlich geduscht und bin dann langsam losgezogen. Unweit von dem großen Platz habe ich eine Markthalle gefunden. Diese Märkte ziehen mich immer sehr an und natürlich bin ich sofort reingegangen. Der Markt war sehr sauber und sehr groß und offensichtlich fingen die Händler gerade an, ihre Stände zu bestücken. Es gab sehr viel Fleisch, sehr viel Fisch und ein wenig Gemüse. Interessant war, dass beim Fleisch auch Teile von Tieren verwendet wurden, die wir bei uns nicht so mögen. Da waren viele Ohren, viele Nasen, viele Füße, jede Menge Pansen und sogar ganze kleine Spanferkel.
Alles war sehr appetitlich angerichtet und auch die Fischauswahl war gigantisch. In einer Ecke des Marktes habe ich eine kleine Bar gefunden, da saßen ein paar Männer und tranken Kaffee. Ich habe dann ein Frühstück bestellt, das bestand aus einem sehr leckeren Kaffee, einem großen, getoasteten Stück Brot, einem Töpfchen mit Tomatenpüree und circa 7/ 8 kleine Scheiben von dem leckeren iberischen Schinken. So kann man den Tag beginnen lassen!
Ich bin dann durch die aufwachende Stadt gegangen und als erstes habe ich die Casas de Conche, die Muschelhäuser, besucht. Das ist ein alter Palast der außen mit unzähligen Muscheln geschmückt ist.
Man konnte leider nur in den Innenhof des Palastes gelangen, der Rest war eine öffentliche Bibliothek. Aber auch da sah man die Großartigkeit der alten spanischen Architekten. Ich habe dann noch ein kleines Café gefunden wo ich dann doch noch eine zweite Tasse Kaffee bekam, die ich im Schatten der davor liegenden Kirche genoss.
Nun bin ich weiter durch die alten Straßen gegangen, die mit großen Steinen gepflastert waren und über sehr enge Gassen ohne Bürgersteige, eben so, wie sie vor vielen 100 Jahren gebaut wurden. Überall sieht man Spuren der Universität; verschiedene Institute liegen hier in den alten Gebäuden verstreut.
Dann musste ich natürlich als ordentlicher Tourist dieses berühmte Potal der Universität finden. Zuerst fand ich es nicht aber dann zeigte mir ein freundlicher Wachmann am Sekretariat der Universität, wo es war.
Davor stehend habe ich dann aber sehr schnell diesen berühmten Totenkopf mit dem Frosch oben drauf gefunden. So könnte ich jetzt ein zweites Studium beginnen und müsste keine Angst davor haben, es nicht zu bestehen.
Ganz in der Nähe von mir stand ein anderer Tourist der auch sehr angestrengt auf dieses Potal starte. Ich hab dann ein Einsehen gehabt und ihn gefragt ob ich ihm zeigen sollte, wo der Frosch sitzt. Er hat dann darauf hin auch noch viele Fotos gemacht.
So wie es aussieht, ist die gesamte Universität in diesen alten Gebäuden untergebracht. Ich kann mir keinen schöneren Platz zum Studieren vorstellen.
Weiteres Highlight war der Besuch der Kathedrale von Salamanca. Wenn man sich dem Gebäude nähert ist man überrascht von der schieren Größe dieser Kirche. Und wenn man reinkommt ist man völlig erschlagen!
Schon die Seitenschiffe sind gigantisch hoch, aber das Hauptschiff überragt das noch um ein vielfaches. Der Lichteinfall ist sehr schön, so dass die künstliche Beleuchtung nahezu überflüssig ist. Alle Säulen und Wände sind reichhaltig mit Stuck und Gold verziert und es gibt unzählige Kapellen an den Seiten.
Der Gesamttrackt des Altars ist sehr prächtig ausgeführt und der gegenüberliegende Chor ebenfalls. Was das Ganze noch schöner macht, ist, dass sich offensichtlich ein paar Vögel in dem Gebäude verloren haben. Man hört das Zwitschern und manchmal denke ich auch, einen Kuckuck zu hören. Ein unglaublich beeindruckendes Gebäude und eine absolute Meisterleistung der Architektur.
Als ich die Kirche besuche, ist es erst kurz nach zehn, und mit mir sind vielleicht sechs oder sieben weitere Touristen hier. Auch nicht schlecht! 3 Stunden später kam ich noch mal hier vorbei und sah lange Schlangen davor stehen.
Es gibt einen Verbindungsgang zur alten Kathedrale, die direkt neben dem Bauwerk steht. Sie ist wesentlich kleiner und, was mir manchmal besser gefällt, schmuckloser.
Aber man sieht dass das Gemäuer deutlich älter ist als die große Kathedrale. Es gibt noch mehrere Nebenräume in denen Bilder und andere Ausstellungsgegenstände gezeigt werden. Besonders hervorzuheben ist vielleicht der Original Wetterhahn aus dem 13. Jahrhundert. Was der wohl alles gesehen hat?In der Zwischenzeit ist die Morgenkühle vorbei und die 2 bis 3 Wolken am Himmel sind weg. Es ist wieder ein wunderschöner Sommertag und ich denke wir werden heute 23 / 24° kriegen.
Eine weitere, sehr alte Kirche, ist dem heiligen Martin gewidmet. Es ist ein altes düsteres Gemäuer, das nur durch ein paar sehr hoch angebrachte Fenster Licht bekommt. Drei Kirchenschiffe gibt es, das mittlere mit einem sehr düsteren Altar auf dem oben auch ein Bild von St. Martin ist, wie er den Mantel teilt. Ein beeindruckendes Taufbecken gibt es auch noch.
Von da aus bin ich runtergegangen zum Fluss um mir die alte, aber doch wenig spektakuläre römische Brücke anzusehen. Aber trotzdem macht der Gang durch diese alte Stadt total viel Spaß.
Der gesamte Großraum der Innenstadt ist autofrei, hier kann man wirklich mal erleben wie schön das sein kann. Ich bin dann weiter gelaufen zu einem kleinen aber sehr hübschen Garten, der einen kleinen Mirador hatte, von dem man über die Stadt gucken konnte.
Aber einen noch viel besseren Blick sollte ich vom Casa de Espiritu Sancta bekommen, wo ich danach hingegangen bin. Das Kollegium besteht aus einem Teil, wo die Geistlichen arbeiten und einer großen Kirche. Und das Besondere ist, dass man hier in dem Turm hoch steigen darf.
Ein Ticket ist schnell erstanden und dann geht es eine sehr alte und sehr knarzende Treppe hoch.
Als ich kaum noch Luft kriege, kam ich auf einer Plattform an, wo eine kleine Ausstellung war. Zuerst dachte ich ich hätte mich vertan, und das wäre alles.
Dann aber entdeckte ich eine weitere, ebenfalls sehr laute Treppe. Der Aufstieg ging weiter. Allerdings: für 3,50 € kann man keinen Aufzug erwarten.Also stieg ich weiter hoch, bis ich dachte, ein Sauerstoffzelt zu benötigen. Aber dann war ich am Ziel meiner Träume angelangt: Ein Turm mit vier kleinen Balkonen in alle Himmelsrichtungen mit einem fantastischen Blick auf die Stadt.
Und das war nicht alles: es ging noch weiter über eine sehr enge Wendeltreppe hoch in den Glockenturm! Fantastisch!
Hier hingen dann viele Schilder mit den Worten: Bitte die Glocken nicht berühren! Und das in allen Sprachen! Die sind aus Schaden klug geworden.
Natürlich habe ich wieder mindestens 100 Fotos gemacht, und auf dem Rückweg hatte ich ja durchaus die Luft, in die Stufen zu zählen: 190!
Dann war es wieder nötig, den Rucksack aus dem Hotel abzuholen. Da ich aber noch sehr viel Zeit hatte, habe ich auf der herrlichen Plaza noch ein Bier getrunken und bin dann zum Bahnhof gelaufen. Der Zug war pünktlich und so fuhren wir, vorbei an endlosen, abgeernteten Feldern, nach Valladolid.
Fazit: Salamanca war eine tolle Stadt. Sehr lebendig und quirlig. Die vielen Internationalen Studenten geben der geschichtsträchtigen Provinzhauptstadt ein wunderbares Flair.
Ich habe auch den Frosch gesehen, also wäre mein Deutschstudium besser?
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